Pina Bausch war das dritte Kind von August und Anita Bausch, die eine
Gastwirtschaft mit einem kleinen Hotelbetrieb in Solingen an der Focher
Straße führten,
wo sie auch geboren wurde. Schon als Kind nahm sie Ballettunterricht
und trat in Kinderstücken und Operetten auf.
Mit 14 Jahren begann sie
1955 ein Tanzstudium an der Essener Folkwangschule mit dem Tanzerneuerer und Choreografen Kurt Jooss
als Lehrer. 1958 schloss sie ihr Studium in Bühnentanz und
Tanzpädagogik mit dem erstmalig ausgelobten Folkwang-Leistungspreis ab.
Wegen dieser Auszeichnung erhielt sie 1959 ein Stipendium des DAAD und konnte in den USA an der Juilliard School unter der Leitung von Martha Hill in New York studieren. Choreografen wie José Limón und Antony Tudor
waren dort ihre Lehrer. Anschließend bildete sie sich in der Dance
Company von Paul Sanasardo und Donya Feuer weiter. 1961 erhielt sie als
Mitglied des „New American Ballet“ ein Engagement an der Metropolitan Opera in New York.
Auf Einladung von Jooss
kehrte sie 1962 nach Deutschland zurück. Nun tanzte sie im
Folkwang-Ballett als Solistin und assistierte zunehmend auch Jooss. Mit
diesem Ballett begannen Pina Bauschs bis kurz vor ihrem Tod anhaltende
Tourneereisen. Es folgten fast jährliche Einladungen zu den Schwetzinger Festspielen. 1967 arbeitete sie mit dem Tänzer und Choreografen Jean Cébron, und 1968 tanzte sie auf den Salzburger Festspielen.
Ab 1968 erarbeitete sie auch Choreografien und Stücke. 1969 übernahm
sie die Nachfolge von Kurt Jooss. Bis 1973 und später wieder von 1983
bis 1989 war sie die künstlerische Leiterin der Tanzabteilung an der Folkwang Hochschule in Essen-Werden.
Seit 1972 unterrichtete sie immer wieder als Gastlehrerin in Modern Dance. Trotz ihrer Bedenken konnte Arno Wüstenhöfer, der Intendant der Wuppertaler Bühnen,
sie 1973 als Leiterin der Ballettsparte gewinnen. Er billigte ihr
künstlerische Autonomie zu, und das Tanztheater Wuppertal heißt seitdem
auch Tanztheater Pina Bausch.
Mit einem Brecht-Weill-Abend im Jahre 1976 („Die sieben Todsünden“)
erprobte Pina Bausch neue Formen der Tanzkunst. Hier brach sie
endgültig mit den konventionellen Tanzformen. Seit sie 1981 zum ersten
Mal zum Berliner Theatertreffen eingeladen wurde, kann man davon sprechen, dass sich das Tanztheater
endgültig im deutschen Theaterleben durchgesetzt hat und neben dem
Sprechtheater eine gleichwertige Stellung einnimmt. Dann erfolgte 1983
die Einladung zum Festival von Avignon.
Seit Mitte der 1980er Jahre gilt das Wuppertaler Tanzensemble auch im
Ausland als wohl wichtigster Vertreter des bundesdeutschen Balletts.
Im Oktober 1998 feierte die Prinzipalin das 25-jährige Bühnenjubiläum
ihres Ensembles mit einer Retrospektive ihrer erfolgreichen Stücke. In
einem großen, mehrwöchigen Tanzfest mit 428 Künstlern aus 31 Ländern
wurde Pina Bausch als „Königin“ der internationalen Tanzkunstszene
geehrt.
Anlässlich des 30. Bühnenjubiläums des Tanztheaters Wuppertal im
Herbst 2004 wurden neben ihren Stücken auch die Choreographien von Sasha Waltz, Akram Khan, Sidi Larbi Cherkaoui oder Anne Teresa De Keersmaeker gezeigt.
Pina Bausch und ihre Compagnie entfalteten eine Reisetätigkeit auf
vier Kontinenten, die sich bis zum Jahr 1998 auf 105 Städte in 38
Ländern erstreckte. Im Jahr 2006 waren es rund 300 Gastspiele in über 40
Ländern seit 1977. Zwei bis drei Monate im Jahr war das Wuppertaler Tanztheater unterwegs, vor allem mit Hilfe der Goethe-Institute. Am häufigsten trat das Ensemble in Frankreich auf, gefolgt von Italien und den USA an dritter und Japan an vierter Stelle.
Bei längeren Aufenthalten ließ sich Pina Bausch von ihrer Umgebung
inspirieren und entwickelte dort neue Tanzstücke in Zusammenarbeit mit
den örtlichen Tanzfachleuten. So entstanden die Stücke Nur Du in Los Angeles, Der Fensterputzer in Hong Kong, Masurca Fogo in Portugal, Wiesenland in Budapest, Água in Brasilien, Nefés in Istanbul, Ten Chi in Japan und 2007 der Bamboo Blues in Indien.
Da die Mitglieder ihrer Tanzkompagnie aus vielen Ländern kommen, waren
die Tourneen auch ein Zugeständnis an das Fernweh ihrer Tänzer.
Andererseits verdankte sich die Sesshaftigkeit von Pina Bausch in der
nordrhein-westfälischen Industriestadt ihren regelmäßigen Reisen.
Auch in den internationalen Metropolen wiederholten sich, wie in
Wuppertal, die anfängliche Abwehr und Ablehnung gegenüber ihren
Aufführungen. Doch bei den nächsten Auftritten bildete sich dort jeweils
ein treues Stammpublikum, das alle ihre Aufführungen enthusiastisch
erwartete.
Pina Bausch lebte und arbeitete mit dem Bühnenbildner Rolf Borzik, bis er im Jahr 1980 an Leukämie starb. Danach lebte sie mit Ronald Kay zusammen, chilenischem Dichter und Professor für Ästhetik und Literatur an der Universidad de Chile.
Mit Kay bekam sie 1981 den Sohn Rolf-Salomon, den sie nach Borzik
benannte.
Pina Bausch starb am 30. Juni 2009, fünf Tage nachdem die
Diagnose einer Krebserkrankung gestellt worden war und achtzehn Tage
nach der Uraufführung ihres letzten Stückes im Wuppertaler Opernhaus. Sie wurde auf dem evangelisch-reformierten Waldfriedhof in Elberfeld-Varresbeck beerdigt.
Am 4. September 2009 verabschiedeten sich mit einer Trauerfeier im
Wuppertaler Opernhaus das Ensemble, Künstlerkollegen, Freunde, Zuschauer
und Politiker von Pina Bausch. Wim Wenders würdigte in einer Ansprache
das Leben und Werk der Künstlerin, das Tanztheater zeigte eine Auswahl
aus ihren Werken. Die Trauerfeier wurde auf eine Filmleinwand im Engelspark gegenüber der Wuppertaler Oper übertragen
Quelle: Wikipedia
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen