Der Begriff Tribal
leitet sich vom engl. Tribe (Stamm / Sippe) ab. Folglich könnte man Tribal
Dance einfach mit “Stammestanz” übersetzen, allerdings ist das eine eher
vage Beschreibung dessen, was den Tribal Style an sich ausmacht. Tribal
Style ist ein Gruppentanz, ist ein erdiges und fantasievolles Tanzen, das
eine dynamische und kraftvolle Atmosphäre schafft. Entstanden ist diese
Tanzrichtung Ende der 60er Jahre in den vereinigten Staaten aus
verschiedenen Stilelementen, die einfach vermischt worden sind. Tribal
Dance ist deshalb keine authentische Folklore, obwohl er auf den
Betrachter aufgrund der Kostüme und Bewegungen so wirkt. Einflüsse
verschiedener Zigeunerstämme aus Nordafrika (z.B. Ghawazee), dem Orient
und Indien, sowie folkloristischen Elementen aus dem Balkan und auch aus
dem Flamenco vereinen sich im Tribal Style zu einer Fusion, die den Reiz
dieses Tanzstiles ausmacht.
Das
Miteinandertanzen steht beim Tribal Style im Vordergrund. Da beim Tribal
keine, oder nur Teil-Choreografien getanzt werden, ist bei der
Improvisation ist eine nonverbale Verständigung nötig. Dies können zum
Beispiel kleine Zeichen, so genannte Zaghrout (Triller, typische
Lautäußerungen), Code-Worte, Handbewegungen oder Blicke sein, um eine
neue Bewegung anzukündigen. Im Idealfall sieht der Außenstehende diese
Zeichen nicht oder kann sie nicht mit der Bewegung in Zusammenhang
bringen. Die Tänzerin die vorne ganz links steht, ist die Vortänzerin,
nach dieser Person richtet sich der gesamte Chorus. Die Rolle der
Vortänzerin kann von verschiedenen Personen im Wechsel eingenommen werden.
Im Vordergrund kann sowohl eine Frau ein Solo, als auch mehrere Frauen
miteinander tanzen, während der Chorus diese Tänze im Hintergrund
begleitet.
Typisch für den Tribal
Style sind die stolze Haltung und die oft schnellen und sehr präzisen
Bewegungen. Die Bewegungen oft akzentuierter als im klassischen
Orientalischen Tanz, die Hüftbewegungen sind hauptsächlich erdig und
schnell. Die Spannung reicht dabei bis in die Fingerspitzen, keine
Bewegung ist ungeplant. Ebenfalls typisch, aber nicht zwingend notwendig,
ist die Zimbelbegleitung beim Tanz und oft spielen auch einige aus der
Gruppe eine Riqq oder Tabla, begleiten die Gruppe also selbst beim Tanzen.
Die Bewegungen wirken einfach, müssen aber exakt und präzise ausgeführt
werden. Die stolze und stark aufgerichtete Haltung verlangt eine gewisse
tänzerische Routine und Erfahrung. Der Tribal Style ist also durchaus kein
Tanz für reine Anfänger. Auch Fortgeschrittene Tänzerinnen merken sehr
bald, dass Tribal eine regelmäßige und intensive Übung braucht. Statische
Haltung, wenig Laufpassagen und teilweise sehr ausgeprägte
Binnenkörperbewegungen wirken leichter als sie sind. Und gerade in der
Gruppe ist die Arbeit an der Synchronität schwieriger als manche Tänzerin
vermuten wird.
Auch Kostümtechnisch
und Musiktechnisch hängt eigentlich alles vom einzelnen Tribal-Stamm ab,
jeder sucht sich die Musik und die Kostümelemente heraus, die ihm am
besten gefallen. Weit verbreitet sind Bommelgürtel, weite Röcke die gut
aufschwingen und mit Münzen bestickte Oberteile und Gürtelelemente. Eine
Pumphose und sehr viel Schmuck, vorwiegend aus Silber, teilweise mit
Halbedelsteinen verziert, gehören ebenfalls zum klassischen Tribal-Kostüm.
Auch der Turban ist ein gängiges Kostüm-Element, auch er ist meist mit
bunten Tüchern und Silberschmuck verziert. Ein Tribal-Stamm erlebt und
formt den Tanz jedes Mal neu, deshalb wird es wohl auch keine zwei total
gleichen Vorführungen geben, da sich der Tanz an sich jedes Mal neu
entwickelt. Die Tänzerinnen erleben gemeinsam die Kraft und Harmonie der
Bewegungen und sind verbunden durch die nonverbale Verständigung. Dies
begründet unter anderem die Faszination des Tribal Style. Jeder
Tribal-Stamm hat seine eigenen Elemente und Bewegungen, dadurch entwickelt
sich der gesamte Stil auch immer weiter und ist daher auch Veränderungen
unterworfen. Letztendlich lebt der Tribal Style durch all jene, die diesen
Tanz kreieren, weiterentwickeln und ihren Spaß daran haben.
Quelle: Maharet
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