Montag, 24. Oktober 2011

Musik der Roma

Die Musik der Roma ist so verschieden, wie die Lebens- und Kulturräume der Gruppen verschieden sind. Stets ist sie geprägt von der Musik ihrer mehrheitsgesellschaftlichen Nachbarn.
Die Geschichte der Musik der Roma ist geprägt von der Anpassung an die mehrheitsgesellschaftlichen Musik- und Unterhaltungsbedürfnisse, weil sie stets vor allem dem Lebensunterhalt zu dienen und auf die mehrheitsgesellschaftlichen Hörer einzugehen hatte. So entwickelten Roma-Musiker in eigenen Bearbeitungen vor allem eine allgemein beliebte Unterhaltungsmusik.
Eine in ihren wesentlichen Merkmalen homogene Musik, die typisch für die Gesamtethnie der Roma oder auch nur für eine ihrer Teilgruppen wäre, gibt es demnach nicht.

„Die Musik der Roma ist derart vielfältig, dass man von einer Roma-Musik nicht sprechen kann. Ähnlich heterogen wie die verschiedenen Roma-Gruppen stellt sich auch deren Musik dar.“ Einen gemeinsamen Grundbestand der von Roma komponierten oder gespielten Musik, wie das Romanes als Sprache ihn hat, gibt es nicht.


So enthalten die Lieder der Burgenland-Roma Elemente aus der ungarischen Volksmusik, während der Flamenco von maurischer und spanischer mehrheitsgesellschaftlicher Musik beeinflusst ist. Harmonik und Melodik fallen ganz unterschiedlich aus. Am Beispiel der Region Südosteuropa: "Liedern slowenischer Roma etwa liegen Dur-Tonleitern zugrunde, Liedern serbischer Vlach-Roma hingegen 'modale' Leitern, während Lieder der Roma in Mazedonien und Südserbien des Öfteren auf der 'phrygischen' Skala beruhen." Typisch für diesen Raum ist eine Musik, die türkischen Einfluss erkennen lässt, was aber nicht nur für Musik gilt, die von Roma gemacht wird.

Als noch in etwa charakteristisches gemeinsames Gestaltungselement gilt für Roma-Musiker, dass sie Musik weniger als etwas Festgeschriebenes interpretieren. Sie ziehen die Improvisation vor. Kreativität hat einen hohen Stellenwert.

Die professionelle Musikertätigkeit war und ist eine wesentliche Methode des Erwerbs materieller und sozialer Ressourcen. Musik spielt zugleich im sozialen und kulturellen Leben der Familien eine wichtige Rolle. Die traditionelle musikalische Sozialisation ist nichtschriftlich und familiär. Kinder wachsen so früh in den Musikerberuf hinein. Das gilt in besonderer Weise für die Familien von Berufsmusikern, so dass "Musikerdynastien" sich ausbilden. Entgegen dem mehrheitsgesellschaftlichen Stereotyp liegt Musik demnach nicht "Zigeunern im Blut", sondern wird früh angeeignet. Roma-Musiker bekennen sich anders als viele Roma in anderen Erwerbstätigkeiten ausdrücklich zu ihrer Zugehörigkeit zur Minderheit, wenn sie sie nicht sogar als ein unterstützendes Moment ausdrücklich betonen. Die Tätigkeit von Roma-Musikern ist in der Regel positiv, nicht negativ konnotiert. Ihr haften romantisierende Stereotypien an. Roma-Musiker sind daher einer großen Öffentlichkeit in dieser Eigenschaft bekannt. Das Klischee von "Zigeunern" als singend, tanzend und musizierend formt sich nicht zuletzt nach dem Bild der Musiker.

Die populäre Entsprechung zu einer fiktiven "Musik der Roma", wie sie sich im Alltagsdiskurs, aber auch in älterer musikfachlicher Literatur vorfindet, ist eine nicht weniger fiktive "Zigeunermusik" (ital. musica gitana, engl. gypsy music, franz. musique tzigane).
  • Die Sammelkategorie behauptet allgemeine gemeinsame Merkmale. Sie geht von grundlegenden Gemeinsamkeiten des Vortrags sowie der Harmonik und Melodik aus. Sie führt so zu einer falschen Verallgemeinerung und ist insofern fragwürdig.
  • Die heutige Musikwissenschaft hat sich aus dieser Blickweise gelöst. "Der Begriff 'Zigeunermusik'" sei "eine diffuse Sammelbezeichnung für eine Vielzahl musikalischer Strömungen".
  • "Zigeunermusik" meint darüber hinaus nicht nur Musik von "Zigeunern", sondern zugleich Musik mehrheitsgesellschaftlicher Komponisten und Musiker in einem imaginierten Zigeunerstil.
  • Zu sehen ist auch, dass Ensembles, die "Zigeunermusik" produzieren, häufig sowohl aus Roma- als auch aus Nichtroma-Musikern bestehen, also auch von ihrer performativen Seite nicht als "Zigeunermusik" (oder als "Musik der Roma") gelten können, sondern nur als Musik unter diesem Etikett.
Exemplarisch für die wechselseitige Durchdringung mehrheitsgesellschaftlicher Musik und von Roma produzierter Musik stehen die spanische und die ungarische Tradition populärer Musik.

Quelle: Wikipedia

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