Mittwoch, 15. Februar 2012

Geschichte des Flamenco II

Kastilischer Einfluss 

Die kastilische Eroberung des unteren Andalusien im 13. Jahrhundert bringt die Form der Romanze ins Tal des Guadalquivir. Eine Quelle für die im 19. Jahrhundert einsetzende Sammlung von Romanzen waren die Gitanos, die sich professionell dem Flamenco-Gesang widmeten. Sie gaben Versionen dieser Romanzen wieder und weiter, die aus der Zeit stammten, bevor ihre eigene Volksgruppe nach Spanien gekommen war.

Nach Ansicht der frühen Forschung wurden einzelne Strophen der Romanzen aus ihrem ursprünglichen Kontext gelöst, verändert und neu formuliert um in einfache, bekannte coplas verwandelt zu werden. Meist bediente man sich ihrer rhythmischen und metrischen Basis, um eine eigene Thematik darauf zu übertragen, wodurch schließlich eine eigene lyrische Untergattung entstand, die von Autoren wie Fernán Caballero, Demófilo und Schuchardt dokumentiert wurde.

Jüdische Einflüsse 

Es wird hier ein doppelter Einfluss vermutet. Den ersten Einfluss stellt die frühchristliche Liturgie dar, die mit der griechisch-lateinischen Kultur des östlichen Mittelmeerraumes verbunden war. Sie erhielt sich dank des Respekts, den die muslimischen Eroberer gegenüber Juden und Mozarabern während der Epochen des Emirates, des Kalifates und der Taifas zeigten. Manche Flamencologen schreiben diesem Einfluss die Melodien der einfachen tonás zu.

Auf der anderen Seite wird den kastilisierten Juden des Mittelalters ein Einfluss zugeschrieben, der an musikalische Ähnlichkeiten einiger palos mit der Musik der türkischen und balkanischen Sephardim festgemacht wird, sowie an dem kryptischen Inhalt einiger Flamenco-Texte, besonders der peteneras (z. B. Bella Judía) und saetas.

Maurischer Einfluss 

Von der kastilischen Rückeroberung des Königreiches von Granada Ende des 15. Jahrhunderts an findet eine Neubesiedlung des oberen Andalusien statt, während gleichzeitig noch hunderttausende von Mauren dort lebten. Sie sind Erben der hispano-romanischen und andalusischen Kultur des Südens der Halbinsel. Die neuen Siedler schreiben jener zamra maurischen Ursprung zu, die die Andalusier als hispano-romanische Erfindung betrachten.

Nach mehreren Aufständen werden die Mauren zunächst in Randbereiche der großen Städte am unteren Guadalquivir (die später die Wiegen des Flamenco sein werden) verdrängt. Dort mischen sie sich zum ersten Mal mit der Bevölkerung der Kalé, die sich damals bereits im Süden Spaniens konzentrierte. Nach der Anordnung der endgültigen Vertreibung können viele unter den Kalé untertauchen, um die Abschiebung zu vermeiden, so dass sich während einiger Jahrzehnte eine ethnische Verbindung ergibt, die den kulturellen Austausch ermöglicht.

Außerdem wird einigen der ältesten erwähnten palos geographischer Ursprung in den östlichen Gebirgen des oberen Andalusien zugeschrieben, eine Gegend starker muslimischer Prägung, in der das musikalische Fossil der verdiales überlebt hat.

Quelle: Wikipedia

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