Sonntag, 27. November 2011

Quo vadis Tanz

Wikipedia schreibt: Tanz (von italienisch: danza, ursprünglicher althochdeutscher Begriff: laikan/laikin) nennt man auf Musik ausgeführte Körperbewegungen. Tanzen ist ein Ritual, ein Brauchtum, eine darstellende Kunstgattung, eine Berufstätigkeit, eine Sportart, eine Therapieform oder schlicht ein Gefühlsausdruck.

Eine interessante Darstellung, wenn man bedenkt, daß der Tanz von vielen Laien weder als Sport, noch als darstellende Kunst und oft schon garnicht als Berufstätigkeit wahrgenommen wird, wenn man vom klassischen Ballett einmal absieht. Selbstverständlich handelt es sich hierbei meist um Leute, die selbst nicht Tanzen. Denn würden sie dies tun, wäre sofort klar, wo genau der sportliche Aspekt liegt, wenn man dem künstlerischen Aspekt schon verschlossen bleibt...


Wikipedia schreibt: Tanzen hat in der Gesellschaft viele Funktionen, kann aber auch Selbstzweck oder Zeitvertreib sein.

Das ist, denke ich, die wohl verbreitetste Meinung: Zeitvertreib und Hobby. Aus diesem Grund stößt man als professionelle Tänzerin wohl auch oft auf die Irrmeinung, daß man sonst nichts zu tun hätte, als gerade mal eben ohne Gage hier und dort zu tanzen. Daß man selbstverständlich mit seiner Zeit nichts besseres anzufangen hat, als gerade zu diesem Zeitpunkt mehrere Stunden zu erübrigen (oder gar noch eine weitere Strecke zu fahren!) um da oder dort "mal schnell" was zu tanzen.

Wikipedia schreibt: Ritualisiertes Tanzen drückt Zusammengehörigkeit und sexuelle Emotionen aus und kann als festlicher Initiationsritus die Aufnahme neuer Mitglieder in eine Gemeinschaft begleiten, etwa wenn junge Mädchen beim Debütantinnenball der Gesellschaft vorgestellt werden oder wenn Schüler beim Abschlussball eine bestandene Prüfung feiern. Vor religiösem Hintergrund werden mit Tanzritualen Götter geehrt oder um Beistand gebeten, während böse Geister abgewehrt oder vertrieben werden.

Tanz als Ritual kennen wir vorwiegend in Form des Abschlußballes nach der Schule, der auch heute noch zum Guten Ton gehört. Aber wo gibt es denn noch wirklich Rituelle Tänze im spirituelle Sinne? Bei einigen Naturvölkern, die sich (meines Erachtens mit gutem Grund) gegen den Massenkonsum und die Banalisierung wichtiger Rituale verwehren? Bei unserem Beispiel Abschlußball wird nicht der Übergang zum Erwachsensein, zum Abschluß der Schulzeit zelebriert, es verkommt zu einer Veranstaltung bei der Feiern und Alkoholgenuß der Hauptfokus sind. Es geht nicht mehr um den Tanz an sich, um den Tanz als Ausdrucksform oder als Ritual.

Wikipedia schreibt: Tanzen als Sport fördert Muskelaufbau, Motorik, Koordination und Gleichgewichtssinn. Das erfolgreiche Erlernen, Planen und Umsetzen komplexer Bewegungsabläufe bildet Selbstvertrauen und unterstützt ein gesundes Verhältnis zum eigenen Körper.

Schöne Definition, aber wo genau wird denn der Tanz als Sport wirklich anerkannt? Meine Gespräche mit Lehrkräften im klassischen Schulsport sprechen hier eine andere Sprache! "Sie können ja die nehmen, die sowieso nix können, die brauchen wir hier beim richigen Sport sowieso nicht!" Beim "richtigen Sport"? Dort wo man nicht wirklich trainiert hat, wenn man keinen tüchtigen Muskelkater hat und wo Verletzungen des Muskelgewebes (denn das ist ein Muskelkater!) als "Wunschziel" propagiert wird?

Wikipedia schreibt: Als Kunstform dient Tanzen dazu, Gefühle und Handlungen bildlich darzustellen. Mimik, Gestik und ganzkörperliche Tanzbewegungen bilden zusammen mit Musik das anspruchsvolle Arbeitsmaterial des künstlerischen Tanzes, der dem Zuschauer Eleganz und Ausdruckskraft des menschlichen Körpers vor Augen führt.

Gefühle bildlich darstellen? Die aktuelle Tanzszene erscheint mir mehr als ein "höher, schneller, weiter" von Technik, gefolgt von willenlosem Fusionieren der verschiedensten Tanzstile um das Rad vielleicht doch nochmal neu zu erfinden. Eine Effekthascherei und möglichst spektakuläre Posen oder Bewegungen sind das Ziel. Viele Tänzerinnen haben vorwiegend das Ziel möglichst bekannt zu werden und "Ihren Tanz" als das neue Rad zu verkaufen. Der Tanz als Kommunikationsmittel bleibt mir da ehrlich gesagt schon seit längerer Zeit etwas auf der Strecke...

Tanz als Therapieform? Hier weichen die Grenzen langsam etwas auf. Zugegeben, bis die meisten Krankenkassen auf den Trichter kommen, wird es noch eine ganze Weile dauern, aber wenigstens hat man immerhin davon schonmal was gehört, irgendwie, irgendwo...
Was genaues weiß der Laie hier allerdings nicht. Da wird alles wo großartig Tanztherapie dran steht ehrfürchtig betrachtet, ohne vielleicht mal sinnvoll zu hinterfragen was da überhaupt gemacht wird oder gar ob der Anbieter überhaupt eine Qualifikation dafür hat!

Tanz als Brauchtum? Wann habt Ihr zum letzten Mal auf einer Brauchtumsveranstaltung getanzt? Wirklich getanzt, nicht eine Bühnenshow absolviert oder ein Folklorestück einstudiert sondern tatsächlich die volkstümlichen Tänze wirklich getanzt? ...

Immer mehr selbst ernannte Lehrer/innen oder gar Therapeuten/innen haben keinerlei Qualifikation das angeleitete weiterzugeben. Keinerlei begleitenden Kenntnisse was Methodik, Didaktik oder gar Anatomie an geht. Und das sind nur einige wenige Punkte, die mich seit einiger Zeit stören.Wie soll Tanz da sinnvoll und korrekt angeleitet werden? Auch in den klassischen Bereichen, die lange Zeit resistent gegen die "Laien-Lehrkräfte" schienen, zeichnen sich langsam die selben Probleme ab.

Mir stellt sich die Frage, wo das alles noch hin führen soll... Quo vadis Tanz?
Etwas über das es sich lohnt, mal zu reflektieren! In diesem Sinne wünsche ich Euch eine besinnliche Vorweihnachtszeit.

Quelle: Wikipedia (die blauen Texte und Fotos) und Maharet

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