Freitag, 11. November 2011

Indischer Tanz

In Indien hat der Tanz einen religiösen Ursprung. In der Hindu-Mythologie ist der Tanz eine heilige Handlung, eine Aktivität, die älter ist als die Erde selbst. Dem entsprechend soll Shiva, der Gott der Schöpfung und Zerstörung, die Welt mit seinem Tanz zerstört und wiedererschaffen haben (Nataraja). Es gibt acht klassische Tanzformen: Bharatanatyam, Kathak, Kathakali, Kuchipudi, Manipuri, Mohiniyattam (Mogulhui), Odissi und Sattriya.

In Indien gibt es sehr viele regionale Tänze, von denen der Bharatnatyam, der klassische indische Tanz, am bekanntesten ist. Diese Solo-Tanzform kommt aus Tamil Nadu und ist heute im ganzen Land populär. Früher wurde sie jedoch wegen teils vorhandener Nähe zur Tempelprostitution verboten. Im Bharatanatyam wird nicht wie etwa im Ballett "nach oben" gestrebt, um die Wirkung absoluter Leichtigkeit zu erzielen, sondern gezielt die erdbezogene, fast schwer wirkende Bewegung bevorzugt. Allerdings gibt es auch sehr dynamische und schnelle Drehungen, die jedoch auch immer erdbezogen sind. Um diesen Tanz gut und ausdrucksvoll tanzen zu können, braucht man ein jahrelanges, hartes Training, welches körperlich sehr anspruchsvoll ist. Der Tanz ist schwer zu erlernen, da nahezu jedes Muskelzucken eine eigene Bedeutung hat (so gibt es bis zu neun Bewegungen der Augen und Augenbrauen).

Eine weitere klassische Tanzform ist das aus Kerala stammende Tanztheater Kathakali. Es wird nur von Männern aufgeführt und beinhaltet die Darstellung mythologischer Figuren. Vor allem das Epos Ramayana ist hierfür eine reichhaltige Quelle der Inspiration. Den Charakter dieser Figuren erkennt man an den Farben des Gesichts. Ein grün geschminkter Tänzer hat beispielsweise die Rolle eines Helden oder Gottes.

Das Tanzdrama Kuchipudi ist nicht mit dem Bharatnatyam verwandt, sondern ist eine eigenständige Kunstform, die sich aus der Tanzdramatradition des indischen Bundesstaates Andhra Pradesh entwickelt hat. Sie beinhaltet virtuose Kunststücke, so wird zum Beispiel auf einem Messingtablett getanzt und gleichzeitig ein Gefäß mit Wasser auf dem Kopf balanciert. Kuchipudi erzählt meist aus dem Leben Krishnas und Vishnus. Bis in die 1970er Jahre wurden alle Rollen des Tanzdramas von Männern übernommen. Frauen wurden erstmals 1967 von Kuchipudi-Meister Vempati Chinna Satyam an seine Akademie zum Studium des Tanzes aufgenommen, an der er zusammen mit anderen Meistern eine eigenständige Solo-Tanzform entwickelte.

Wie auch der Kathakali stammt die Solo-Tanzform Mohiniyattam aus Kerala. Diese wird jedoch von Frauen getanzt, und erzählt von der Inkarnation Vishnus als "Mohini", der göttlichen Verführerin. Das Thema weiblicher Liebe wird durch fließende Bewegungen und Gewänder illustriert. Wie viele Tanzstile war Mohiniyattam zu Beginn des 20. Jahrhunderts beinahe in Vergessenheit geraten.

Neben den jahrhundertealten traditionsreichen Tanzformen ist auch der moderne Tanzstil der Bollywoodfilme (Bollywoodtanz) in Indien sehr populär. Er ist durch die indische Filmindustrie entstanden und wird zu moderner indischer (Film)musik getanzt. Die Bewegungen dieses Tanzes ähneln aber eher dem orientalischen Tanz des arabischen Raumes als den klassischen indischen Tänzen.

Quelle: Wikipedia

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