Samstag, 19. November 2011

Bourée - die missdeutete deutsche Quelle

Der Quellentext, auf den Sachs sich stützt und auf dessen Interpretation des Textes sich andere Autoren berufen, vermutlich ohne den Text selbst gelesen zu haben, ist folgender:
„Alle Tische wurden bedient von Heerscharen von verschiedenen Schäferinnen in goldenen und satinen Tuch und verschiedenen, entsprechend den verschiedenen Trachten aller Provinzen Frankreichs. Diese Schäferinnen, jedesmal, wenn sie von ihren wunderbaren Schiffen herabstiegen (auf denen /den Schiffen/, die von Bayonne bis zu dieser Insel kamen, wurde man immer begleitet von Musik mehrerer Meergötter, die Verse sangen und rezitierten, die immer von den Schiffen ihrer Majestäten handelten) hatten sich jeweils als kleine Gruppe auf je einer separaten Wiese eingefunden, auf den beiden Seiten einer Rasenallee, verlängerte sich bis zum oben erwähnten Saal, und dabei tanzte jede Truppe in der Art ihrer Herkunftsprovinz. Die Poitevines /aus Poitou/ mit ihren Dudelsäcken, die Provenzalen tanzten die Volta zu den Klängen ihrer Zimbeln, Bourgunderinnen und /Frauen/ aus der Champagne mit einer kleinen Oboe, außerdem Geigen und Dorftrommeln; die Bretonen tanzten Passe-Pied und Branles gays [=lustige; aber auch als eine Stilart zu verstehen]; und so alle anderen Provinzen.“
Der Quellentext stammt aus den Memoiren Margaretes von Valois, die als zukünftige Ehefrau Heinrichs IV. von Frankreich und auch als La reine Margot bekannt ist. Sie war zu diesem Zeitpunkt sehr jung und beschreibt in dem Text tatsächlich eine Huldigung der Provinzen der Königin gegenüber. Hier wurde alsor eine Art „public relation“-Fest veranstaltet, mit dem der Hof seine Verbundenheit mit den Provinzen zeigen wollte. Solche Festkonzepte sind wesentlicher Bestandteil der höfischen Politik seit Englands Königin [Elisabeth I] (also der gleichen Epoche), die mit dieser „Politik des Tanzes“ Nachahmer fand.

Das Fest findet in Bayonne im Baskenland statt; weder die Bourrée noch die Auvergne wird erwähnt.
Auch handelt es sich zwar um Tänze und Musik der Provinzen, doch geht es gar nicht um eine volkstümliche Praxis; die „Bergères“ (Schäferinnen), von denen hier die Rede ist, sind keine wirklichen Schäferinnen, sondern – wie damals üblich – adelige Mädchen, die Schäferinnen darstellen, doch in goldenen wertvollen Kleidern. Eine übliche Praxis, nicht nur (aber gerade auch) am Hofe der Medicis.

Das Ganze weist auf die kulturelle Vielfalt in den oberen Schichten des damaligen Frankreich hin, jedoch ist dies kein Volkstanz – dies interessiert die Herrschenden zu dieser Zeit nicht, ebenso auch in keinem Fall die Bourrée, wenn sie tatsächlich ein Tanz der Bauern wäre.

Quelle:  Wikipedia

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