Die Pavane (auch Paduan) ist ein meist geradtaktiger, sehr einfacher Schreittanz
spanisch-italienischer Herkunft, der über ganz Europa verbreitet war
und im 16. und 17. Jahrhundert seine Blütezeit erlebte. Zu Beginn des
17. Jahrhunderts kam sie als Gesellschaftstanz
gänzlich aus der Mode. Als Bestandteil von Instrumentalsuiten findet
man sie jedoch bis in die 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts. Eine Nachblüte
erlebte sie bis ins 18. Jahrhundert in der instrumentalen Kunstform des
Tombeau.
Wer sein Sozialprestige demonstrieren wollte, tanzte mit besonderer Vorliebe diesen würdevollen Tanz. In seiner Orchésographie schrieb der französische Tanztheoretiker Thoinot Arbeau: „Den Königen, Fürsten und großen Herren dient die Pavane dazu, sich aufzublähen und sich prunkend zu zeigen.“ Auch die englische Königin Elisabeth I.
hatte mit offensichtlicher Vorliebe die Pavane getanzt. In ihren Namen
findet sich der Name der italienischen Stadt Padua, wo nach einigen
Quellen der Ursprung des Tanzes zu suchen ist. Andere Quellen sehen den
Ursprung in dem spanischen Wort pava, das übersetzt Pfau bedeutet. Die Pavane wird oft mit einer Galliarde kombiniert.
Das Schrittmaterial der Pavane war nach Arbeau sehr einfach: simple – links, simple – rechts (1/2-Takt) double links (3/4-Takt).
Anschließend wird die Schrittkombination nach rechts wiederholt,
anschließend wieder eine Schrittkombination nach links und immer so
fort. Jede Schrittkombination führt dabei zu einer Übertragung des
Gewichts, so dass abwechselnd der rechte und der linke Fuß frei ist. Der
simple besteht dabei aus einem einfachen, flachen Schritt vorwärts. Der
freie Fuß wird locker an den belasteten herangezogen, dabei heben sich
leicht die Fersen beider Füße. Anschließend schwingt der unbelastete Fuß
weiter zum nächsten Schritt. Der Schritt erfolgt dabei auf den ersten
Schlag, das Senken und Heben der Fersen auf Schlag 2. Der double besteht
aus einer Folge von drei flachen Schritten mit anschließendem Heben und
Senken der Fersen. Dabei fällt jeweils ein Schritt auf einen Schlag,
das Heben und Senken der Fersen wiederum auf den vierten Schlag. Die
Schrittkombination simple-simple-double füllt somit eine musikalische
Einheit. Die Arme hängen locker herunter, der Herr fasst die Dame mit
seiner rechten Hand und führt sie.
Mehrere Paare tanzen prozessionsartig
hintereinander fort. Aber auch ein einzelnes Paar kann zum Klang einer
Pavane tanzen. Möchte - oder muss - der Herr die Tanzrichtung ändern,
vollzieht er eine sog. convience / conversion, d. h. er tanzt seine
Schrittkombination kreisförmig rückwärts, während er die Dame
kreisförmig vorwärts führt bis sie nach einer Schrittkomination eine
180°-Wendung vollzogen haben. Zu Beginn und am Ende vollziehen beide
Tanzpartner eine Reverence zueinander: der Herr bringt sein rechtes Bein
gestreckt nach vorne und verbeugt sich vor der Dame, ohne dabei den
Kopf sinken zu lassen. Die Dame beugt beide Knie gleichzeitig wie zu
einem Knicks. Der Herr kann anschließend noch seine eigene Hand küssen,
bevor er sie der Dame reicht. (Der Handkuss, wie wir ihn heute kennen,
kam erst im 19. Jh. auf). Haben beide eine Pavane zusammen getanzt,
bringt der Herr die Dame an ihren Platz zurück oder tanzt noch eine
Galliarde mit ihr.
Pavanen komponierten Joan-Ambrosio Dalza (als erster, erwähnt Venedig 1508), Pierre Attaignant (ca. 1494-1552), Claude Gervaise (ca. 1510-nach 1558), Anthony Holborne (ca. 1545-1602) William Byrd (1543-1623), Thomas Morley (ca. 1557 - 1602), Jan Pieterszoon Sweelinck (1562-1621), John Dowland (ca. 1563-1626), Orlando Gibbons (1583-1625), Johann Hermann Schein (1586-1630), Samuel Scheidt (1587-1654), Jacob van Eyck (ca. 1590-1657)
Quelle: Wikipedia
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