Viele Zeugnisse polynesischer Kunst sind in der Begegnung mit den
europäischen „Entdeckern“ und bald darauf Eroberern unwiederbringlich
zerstört worden. Dies tritt besonders im Bereich der Architektur und
Skulptur zu Tage. Hier waren es vor allem christlichen Missionare, denen
es ein besonderes Anliegen war, die alten „heidnischen“ Tempel
niederzureissen, welche die systematische Zerstörung polynesischer
Kunstwerke zu verantworten hatten. Nahezu alles in der polynesischen
Kunst hatte einen religiösen Bezug und fiel deshalb diesem religiös
begründeten „Bildersturm“ zum Opfer.
Dies galt auch für Musik und Tanz. Auf vielen polynesischen Inseln war
in Zeiten der Kolonisierung die Aufführung traditioneller Tänze und
Gesänge verboten. Viele der alten Texte und Lieder, die ja
ausschließlich in mündlicher Überlieferung weitergegeben wurden, gingen
hierbei unwiderruflich verloren.
In ganz Polynesien spielten Tanz und
Musik eine wichtige Rolle im täglichen Leben, als Bestandteil von
Ritualen oder religiösen Feiern und in der Unterstützung mündlicher
Überlieferungen. Durch die große Ausdehnung des „polynesischen Dreiecks“
(Hawaiʻi, Osterinsel, Neuseeland) hatte sich
eine Vielzahl von miteinander verwandten Traditionen herausgebildet, zu
denen z.B. die Tänze von Tahiti, Hawaiʻi (Hula),
und Samoa gehörten.
In vielen alten polynesischen Gesellschaften waren
Tänzer und Tänzerinnen hochangesehene Spezialisten, die von der Ausübung
ihrer Kunst lebten. Heutzutage wird an vielen Orten Polynesiens
versucht, diese alten Traditionen wiederzubeleben. Auf Hawaiʻi
hat der traditionelle Hula-Tanz wieder eine große Zahl Menschen
angezogen und ähnliches gilt für französisch-Polynesien oder Neuseeland
und die dort heimischen Tänze.
Welche Bedeutung Musik und Tanz für die
polynesische Kultur einmal gehabt haben müssen, vermag man zu erahnen,
wenn man betrachtet, wie es die Bewohner Takuus,
einer kleinen polynesischen Exklave heutzutage noch halten. Diese
versuchen seit geraumer Zeit, nach alter Tradition und Überlieferung zu
leben: Zwanzig bis dreißig Stunden in der Woche widmen sie sich
ausschließlich dem Tanz und der Musik.
Untrennbar vom Tanz und von den Ritualen sind die wunderschönen Kränze (Rei, Lei),
welche aus Blumen, Kräutern und Muscheln zu wahren Kunstwerken
gefertigt werden. Flechtarbeiten (z.B. Matten, Fächer, Körbe) aus den
Blättern (Hawaiʻi: lauhala) des Hala-Baumes (Pandanus, in Hawaiʻi: hala)
oder anderen pflanzlichen Materialien wurden auch für den täglichen
Gebrauch oft mit großer Kunstfertigkeit hergestellt. Die Polynesier
waren zudem Meister in der mehrfarbigen Textilbedruckung (Tapa, Kapa) und besinnen sich heute wieder auf diese alte Kunst.
Quelle: Wikipedia
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen