Mittwoch, 5. Oktober 2011

Choro

Die traditionellen bulgarischen Volkstänze werden nach zwei Gruppen unterschieden: den Choros (bulg. Sg. хоро, Pl. хора/Chora) und den Râčeničas (sg. рьченица/pl. рьченици). Die letzteren waren ursprünglich Solotänze, werden heute aber auch wie die Choros in Kreis oder Reihe getanzt. Die unzähligen bulgarischen Choros werden im offenen Kreis oder in gerader kurzer Reihe in Hand-, Gürtel- oder Kreuzfassung getanzt.
Die allgemeine Tanzrichtung ist fast immer nach rechts; diese Regel gilt so grundsätzlich, daß Tänze, die nach links getanzt werden, auffallen und oft einen entsprechenden Zusatz im Namen haben: z.B. "Ljawata" (zu dt. "die linke") von ljawo (bulg. ляво) "links". Am rechten Ende tanzt der "Tanzführer", der den Weg der Tänzerkette vorgibt und ggf. die Figuren ansagt. Die Schrittkombinationen, Tanzfiguren, Tempi und Rhythmen der bulgarischen Choros sind äußerst vielfältig und unterscheiden sich im Stil von Region zu Region.

Während der über 500-jährigen osmanischen Herrschaft hatte der Choro für die Bulgaren eine eminente gemeinschaftsbildende und identitätsstiftende Funktion. Mit der Teilnahme am Choro auf dem Dorfplatz gehörte man zur Gemeinschaft der christlichen Bulgaren, in Abgrenzung zu den Türken.

Wenn sehr viele Menschen an einem bulgarischen Choro teilnehmen, fassen sie sich an den Händen und bilden eine gewundene Reihe, die die gesamte Tanzfläche ausfüllt. Gemäß der überlieferten Tanztradition führte der Tanzführer am rechten Ende die Reihe zu einer Spirale (bulg. хоро се вие/choro se wie, zu dt. etwa: der Horo wickelt sich auf), die sich allmählich immer enger zuzieht, wendet sich dann in der Mitte um und „wickelt den Choro“ wieder ab. Das Orchester spielt so lange, wie das dauert, und das können gelegentlich 10 bis 15 Minuten sein, wobei eine Melodie die andere ablöst. Auch Schlangenlinien oder andere Raumwege sind möglich, ganz nach dem Belieben des Tanzführers.

Quelle: Choro

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen